Mitteilungsblatt der Gemeinde Wenzenbach

Aus der gemeinde Ausgabe 10/2022 Amtliches Mitteilungsblatt Wenzenbach 9 Es geht weiter mit unserer Serie zum Schulleben zur Zeit unserer Groß- und Urgroßeltern. Die vorherigen Teile finden Sie in den Amtsblättern April, Juni und August 2022. Der Schulalltag unserer Vorfahren unterschied sich stark von dem der Kinder heute. Insbesondere auf dem Land und teils bis in die 1960er Jahre hinein wurden die Schüler häufig von nur einem Lehrer unterrichtet und saßen alle im selben Klassenzimmer. Standen ein Schulgehilfe und genügend Raum zur Verfügung, so konnten die Kinder in zwei Gruppen aufgeteilt werden. Auch gab es Unterschiede im Schulsystem: Mit Einführung der Unterrichtspflicht in Bayern 1802 war Kindern ab 6 der Besuch der Werktagsschule für sechs, ab 1856 für sieben Jahre vorgeschrieben. Zusätzlich war Anfang des 19. Jahrhunderts die Sonn- und Feiertagsschule errichtet worden, die Jugendliche nach erfolgreichem Abschluss der Werktagsschule vier, ab 1880 drei Jahre lang zu durchlaufen hatten, um zuvor Gelerntes zu wiederholen und zu vertiefen. Später wurde die Werktagsschule zur „Volksschule“ (bzw. „Volkshauptschule“), die Sonntagsschule zur „Volksfortbildungsschule“ (ab 1938: „ländliche Berufsschule“). Erhaltene Lehrpläne zeigen anschaulich, was den Kindern damals beigebracht werden sollte. In den sog. Lehrnachweisen ist nachzulesen, was tatsächlich gelehrt wurde. Abgesehen von einem „Lektionsmanual“ von 1882/85, in dem die Hauzensteiner Schulgehilfen (Lehrer in Ausbildung) ihren Unterricht dokumentierten, sind im Gemeindearchiv Lehrpläne und -nachweise erst ab dem 20. Jahrhundert (Hauzenstein ab 1914, Irlbach ab 1944) und mit Lücken vorhanden. Das Schuljahr dauerte z. B. 1914/15 von Mai bis Mitte Juli und Mitte September bis April, unterrichtet wurde von Montag bis Samstag. In den Erntemonaten im Sommer wurden viele Kinder auf dem elterlichen Hof benötigt. Im Oktober bekamen die älteren Schüler wegen der Kartoffelernte „Kartoffelferien“. Reguläre Ferien und schulfreie Tage gab es natürlich auch, etwa zu Ostern, Pfingsten, Weihnachten, an Feiertagen verschiedener Heiliger oder am Namenstag des Prinzregenten. » Fundstücke aus dem Gemeindearchiv Schule in alter Zeit, Teil 4: Unterricht zur Zeit der Weltkriege abb. oben: 1916 findet sich im Hauzensteiner lehrplan unter „Bemerkungen“: „in der Woche vom 9.-14. Okt. hatten ii. u. iii. Klasse [also Jahrgang 4 bis 7] Kartoffelferien, weshalb sich der lehrstoff um 1 Woche hinausschiebt.“ abb. links: Eine ßtunde im Fach „nationalpolitischer Unterricht“: „Wir sprechen über die rede von dr. Goebbels u. die aufforderung zum totalen arbeitseinsatz.“

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