Mitteilungsblatt der Gemeinde Wenzenbach

AuS der geMeinde Ausgabe 10/2024 Amtliches Mitteilungsblatt Wenzenbach 18 Gleich nach Beginn des neuen Schuljahres die Schule wieder geschlossen? Für viele Schulkinder sicherlich ein traum! Den irlbacher Schülerinnen und Schülern ist das im September 1949 tatsächlich passiert – und der Grund dafür war etwas kurios. Das in den 1860er Jahren errichtete Schulhaus in irlbach war schon damals aufgrund seines schlechten Zustands immer wieder Gegenstand heftiger Diskussionen gewesen. Nach dem ende des 2. Weltkriegs jedoch waren die Verhältnisse regelrecht untragbar geworden. in einem Schreiben an den Landrat wies der Schulleiter auf zahlreiche Baumängel hin: Die Dachrinne war an mehreren Stellen durchgerostet, einzelne Stücke fehlten ganz. Die Mauern wiesen an der Nordostseite risse vom Dach bis zum erdboden auf. Die Fußbodenbretter waren teilweise morsch und „schwankten beim auftreten“. Die Stiege war sogar bereits durchgebrochen und offenbar nur notdürftig repariert. acht der zehn Fenster in den beiden Klassenzimmern gingen aus den Fugen und schlossen schlecht oder fielen beim öffnen auseinander. Über die öfen in den Schulzimmern schrieb der Schulleiter: Sie „sind wackelig, von Sprüngen durchsetzt, weisen Löcher auf, rauchen zeitweise fürchterlich und sind feuergefährlich“. teilweise waren die Schäden noch auf die im april 1945 erfolgte Munitionssprengung in der Nähe zurückzuführen (dazu siehe „Fundstücke“, amtsblatt Juni 2023). in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit waren sie offenbar auch noch vier Jahre später nicht vollständig beseitigt worden. am baufälligsten war aber die abortanlage (toiletten), die sich zu der Zeit außerhalb des Schulhauses befand. Nachdem das Schuljahr damals bereits am 1. September begonnen hatte, entschied das Landratsamt nach einer ortsbesichtigung am 7. September 1949 Folgendes: „Der derzeitige bauliche Zustand […] ist derart sicherheitsgefährlich, dass die Benutzung der abortanlage nicht mehr gestattet werden kann. Da einsturzgefahr besteht und das Leben und die Sicherheit der Benützer sowie der in der Nähe sich aufhaltenden Personen bedroht ist und um die Gemeinde im Schadensfalle vor schwerwiegenden Haftungsansprüchen zu sichern, wird die Benutzung und das Betreten […] mit sofortiger Wirkung verboten. Um den Schulbetrieb jedoch weiterführen zu können, ist […] mit der erstellung eines einstweiligen Notabortes umgehend zu beginnen. Das Kreisschulamt wird bis zur erstellung des Notabortes die Schließung der Schule verfügen.“ Somit durfte im Schulhaus irlbach sieben tage lang kein Unterricht erfolgen. in den Schülerlisten ist diese Schulschließung wegen „abortbau“ hinreichend dokumentiert. Ganz schulfrei hatten die Schulkinder dann aber wohl doch nicht. Der Schulleiter schrieb am 14. September an das Schulamt: „Nach FertigFundstücke aus dem Gemeindearchiv Kuriose Schulschließung im Jahr 1949 Auf einer Luftaufnahme aus dem Jahr 1959 ist vorne rechts die Rückseite des Schulhauses mit dem Anbau von 1949 zu sehen. Der Schulhausanbau mit der Waschküche und den darüber liegenden Aborten von der Baustelle des neuen Lehrerwohnhauses aus gesehen (Sommer 1958, aufgenommen von Ernst Iser).

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