Mitteilungsblatt der Gemeinde Wenzenbach

Aus der gemeinde Ausgabe 12/2022 Amtliches Mitteilungsblatt Wenzenbach 19 Es geht weiter mit unserer Serie zum Schulleben zur Zeit unserer Groß- und Urgroßeltern. die vorherigen teile finden Sie in den amtsblättern april, Juni, august und Oktober 2022. Zu den interessantesten Schriftstücken im Bestand der Schulen irlbach und Hauzenstein gehören sicherlich die Schülerakten. auch früher schon wurde bei der Einschulung jedes kind schriftlich erfasst. in den anmeldeblättern, die für beide Schulen mit dem Jahr 1907 einsetzen, wurden name, Geburtsdatum und - ort, die Eltern, ihre Berufe und adressen festgehalten sowie ob und ggf. wie viele Geschwister vorhanden waren. anschließend wurde (so wie heute auch) für jeden Schüler und jede Schülerin eine akte angelegt. diese Schülerbögen liegen für die Schule Hauzenstein ab dem Geburtenjahrgang 1913, für die Schule irlbach vereinzelt ab dem Geburtenjahrgang 1919 vor. Sie sind wahre Schätze für jeden Familienforscher, denn die darin enthaltenen informationen sind oft nirgendwo anders dokumentiert. Zu finden sind dort nicht nur Zeugnisse sowie Überweisungsscheine, wenn das kind von einer anderen Schule gekommen war. manchmal sind zudem Gesundheitsblätter beigelegt, in denen Größe und Gewicht des Schulkinds und sämtliche weiteren Befunde eingetragen waren. Etwas seltener wurden auch Zahnbehandlungskarten beigelegt, die auskunft über den Zustand der Zähne gaben. am Ende eines jeden Schuljahrs fügten die lehrkräfte meist eine mehr oder weniger ausführliche Bemerkung zur schulischen und persönlichen Entwicklung des jeweiligen kindes an und ließen häufig auch die familiäre Situation nicht unkommentiert. daraus ergeben sich nicht nur höchst aufschlussreiche Einblicke in persönliche Schicksale von Einzelpersonen und ihre charakterzüge, auch die sozialen Strukturen des dorfes scheinen auf. Wenn ein kind von „furchtbaren keuchhustenanfällen“ gebeutelt und deshalb noch Wochen darauf ans krankenlager gefesselt war oder die lehrkraft den Eindruck gewann, dass jemand daheim sehr viel mitarbeiten musste und die Hausaufgaben aus diesem Grund in den Hintergrund traten, wenn jemandes Vater verunglückt oder im krieg gefallen war und die mutter kämpfte, die Familie über Wasser zu halten, oder ein kind fleißig und penibel sauber war, weil die Eltern großen Wert auf das Fortkommen legten – all diese details fanden Eingang in den Schülerbogen. mitteilungen an die Erziehungsberechtigten, wenn Fundstücke aus dem Gemeindearchiv Schule in alter Zeit, Teil 5: Schulkinder und ihre Familien Fortsetzung auf seite 20 … Die Schulversäumnis- und Würdigungstabelle der königlichen Pfarrschule Irlbach für das Schuljahr 1851/1852. Auszug aus einer Schülerliste, rechts die Bemerkungen zu den Schulkindern. Von oben nach unten: „Zur Zufriedenheit.“, „Total blöde.“, „Fast blöde; wacht jedoch bedeutend auf.“, „Blöde.“

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