Mitteilungsblatt der Gemeinde Wenzenbach

2020 und 2021 erhielt das Gemeindearchiv wenzenbach historische aktenbestände der Schulen irlbach und hauzenstein, die zum Teil bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Sie kamen in Kisten und umzugskartons und mussten zunächst einmal vom Staub der Jahrzehnte befreit, sortiert und verzeichnet werden. inzwischen ist die erschließung abgeschlossen; und auch wenn es zeitliche lücken in den beständen gibt, so sind die dokumente doch oft erstaunlich aufschlussreiche Fenster zurück in eine zeit, die uns aus heutiger Sicht häufig fremd erscheint – obwohl sie eigentlich noch gar nicht so lange zurückliegt. dies ist der erste Teil einer Serie kleiner einblicke in das Schul- und alltagsleben unserer Groß- und urgroßeltern, weitere werden in den kommenden monaten folgen. unter den kürzlich übernommenen akten befindet sich ein unscheinbar anmutendes schmales buch mit dem Titel „notizen-buch der Schule irlbach“ auf dem blauen einband. es wurde 1871 vom damaligen lehrer Josef bögl angelegt, von seinen nachfolgern bis 1971 weitergeführt und umfasst somit – da bögl auch informationen aus der zeit vor der seinen einstreute – über 100 Jahre Schulgeschichte. Solche „notizen-bücher“ oder chroniken sollten einem entsprechenden befehl der königlichen regierung zufolge eigentlich bereits seit Juni 1840 an jeder Schule gepflegt werden und u. a. informationen zu ihrer Gründung, den bisherigen lehrern, Schülerzahlen, angaben zum Schulbesuch und zu den versäumnissen, bemerkenswerten vorfällen, bauangelegenheiten enthalten. den vorgaben folgend beschrieb bögl zu beginn seines „notizen-buchs“ irlbach, dessen lage und Geschichte. er zeichnete ein idyllisches bild von einem dorf „an der südlichen Seite eines ziemlich breiten, fruchtbaren wiesenthales“, dessen name wohl auf die vielen erlen zurückgehe, die „hier die ufer des wenzenbaches beschatten“ und erwähnte „die kleine Pfarrkirche mit ihrem ziemlich hohen, festen Thurme nach alter bauart mit abgesetzten Gibeln“ sowie „die schönen Obstgärten, welche den kleinen Ort einschließen“. bögl zufolge umfasste das dorf im Jahre 1871 10 häuser, 14 Familien und 65 einwohner. in gesonderten aufstellungen vermerkte er sämtliche weitere Orte des Schulsprengels mit der zahl ihrer häuser, einwohner sowie der entfernung zur Schule, die 1871 insgesamt von 204 Schülerinnen und Schülern besucht wurde. neben dem Pfarr- und Schulhaus gab es damals in irlbach ein Gasthaus, eine mühle, eine Schmiede und eine wagnerei; weitere besonderheiten wusste der lehrer nicht AuS der gemeinde Ausgabe 04/2022 Amtliches Mitteilungsblatt Wenzenbach Fundstücke aus dem Gemeindearchiv Schule in alter Zeit, Teil 1: Der Schulort Irlbach im 19. Jahrhundert 30

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