Aus der gemeinde Ausgabe 02/2022 Amtliches Mitteilungsblatt Wenzenbach 17 tel, für Kerzenwachs, oblaten und messwein zu finden, aber auch für Baumaßnahmen oder Reparaturen rund um Kirche und Friedhof. zuständig für die Finanzen war der Verwalter des kirchlichen Vermögens, der Kirchenprobst. die namen der Verantwortlichen lassen sich Jahr für Jahr nachverfolgen. zu Beginn der aufzeichnungen etwa übte dieses amt hans christoph Fürleger aus, der auch Wirt in Wenzenbach war. einige Jahre später übernahm es der örtliche Schneider hans Seitz. dass sie mit diesem Posten betraut wurden, spricht für ihr ansehen in der Kirchengemeinschaft. die Verflechtung mit dem adel der Gegend scheint ebenfalls regelmäßig auf. die inhaber der herrschaft und des Schlosses Schönberg etwa sind jedes Jahr in den aufzeichnungen vertreten. Sie bezahlten zum Beispiel für messen oder die Bewirtschaftung kirchlicher Wiesen. Umgekehrt sind ausgaben der Pfarrei an den Verwalter von Schloss Schönberg verzeichnet, denn dieser hielt als geübter Schreiber die Kirchenrechnung in zusammenarbeit mit den Kirchenpröbsten schriftlich fest. darüber hinaus sind jedoch auch die namen einfacher Bürger genannt, die abgaben an die Kirche leisteten, und gelegentlich findet man daneben zudem die ihrer Familienmitglieder oder den des bewohnten Gutes. Beispielsweise ist häufig vom heutigen Gemeindeteil Brunnhöfl zu lesen. in den ersten einträgen ab herbst 1652 erfährt man von einem Brand und dass der „Prunhof“ deshalb nun öde liege, weshalb die fälligen abgaben erlassen wurden. die aufzeichnungen enthalten sowohl die namen vorheriger Bewohner als auch den des Käufers, der 1657 eine der zerstörten Behausungen erwarb und von da an wieder zahlungen leistete. auch von Kufberg („khuefberg“) ist die Rede. ein gewisser hans eberwein hatte von seinem dort gelegenen Gut, dessen Umfang allerdings nicht näher beschrieben wird, jährlich mehr als drei Gulden an die Kirche zu zahlen. zum Vergleich: der Jahreslohn des mesners betrug in derselben zeit etwas über einen Gulden. eberwein dürfte auf dem Kufberg demnach eine nicht unbedeutende immobilie bewirtschaftet haben. Schon diese flüchtige durchsicht der Rechnungsbücher zeigt also, dass sie informationen zu den verschiedensten aspekten der Wenzenbacher Geschichte bergen. Um diesen Wissensschatz aber zu heben und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, bräuchte es eine systematische Bearbeitung. Bis dahin haben die aufzeichnungen zumindest eine sichere heimat im Gemeindearchiv gefunden, wo sie darauf warten, dass sich jemand ihrer erschließung annimmt. Abb. oben: Die Kirchenrechnungen aus der Zeit zwischen 1653 und 1731 im Gemeindearchiv Wenzenbach. Abb. links: Eingangsformel der ersten Rechnung über die Zeit von Herbst 1652 bis 1655, in der der Kirchenprobst Fürleger genannt wird.
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