AUGUST 2025 AMTLICHE BEKANNTMACHUNGEN UND MITTEILUNGEN DES MARKTES NITTENDORF 21 AMTLICHE BEKANNTMACHUNGEN UND MITTEILUNGEN DES MARKTES NITTENDORF Herausgeber der „Amtlichen Nachrichten und Mitteilungen des Marktes Nittendorf“ und verantwortlich für deren Inhalt: Markt Nittendorf, 1. Bürgermeister Helmut Sammüller, Am Marktplatz 3, 93152 Nittendorf, Tel. 09404/642–0 Regensburg (RL). Rund 100 Fachleute aus verschiedenen Bereichen kamen im Landratsamt Regensburg zusammen, um sich über aktuelle Erkenntnisse zum Thema Cannabis und psychische Gesundheit zu informieren. Eingeladen hatten die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG) und der Suchtarbeitskreis beim Gesundheitsamt für Stadt und Landkreis Regensburg. Die Gäste wurden von Helga Salbeck, stellvertretende Vorsitzende des Suchtarbeitskreises, sowie Stephanie Dobslaw, Geschäftsführerin der PSAG, begrüßt. Fachvorträge mit Fokus auf Wirkung und Risiken von Cannabis Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Fachvorträge von Prof. Dr. Norbert Wodarz, Chefarzt am Zentrum für Suchtmedizin am Bezirksklinikum Regensburg, und der Sozialpädagogin Theresa Scheuerer, die das sogenannte FreD-Projekt vorstellte – ein Präventionsangebot für junge Menschen mit riskantem Konsumverhalten. Cannabis: Inhaltsstoffe und medizinische Nutzung Prof. Wodarz erläuterte die Auswirkungen von Cannabis auf die psychische Gesundheit anhand aktueller Studien. Besonders im Fokus standen dabei die Inhaltsstoffe Delta-9-Tetrahydrocannbinol (THC) und Cannabidiol (CBD).Während medizinisches Cannabis in Deutschland seit 2017 zugelassen ist und in bestimmten Fällen – etwa bei Spastiken, Übelkeit oder Epilepsie – medizinisch hilfreich sein kann, zeigen die Forschungsergebnisse bislang kaum positive Effekte auf psychische Erkrankungen. Diese Erkenntnisse gewinnen umso mehr an Bedeutung vor dem Hintergrund des stark gestiegenen Imports von medizinischem Cannabis nach Deutschland. Prof. Wodarz erklärte: „Es ist entscheidend, die Risiken, insbesondere in der Adoleszenz, zu verstehen. Ein früher Konsum kann die psychosoziale Entwicklung beeinträchtigen und das Psychose-Risiko erhöhen.“ Forschungsergebnisse zeigen, dass ein früher Einstieg in den regelmäßigen Konsum (vor dem 15. Lebensjahr) sowie ein häufiger Konsum mit einem geringeren Bildungserfolg einhergehen können – etwa durch Schulabbrüche oder niedrigere Schulabschlüsse. Akuter wie auch chronischer Cannabiskonsum kann die Gedächtnisleistung beeinträchtigen und zur Entwicklung einer Abhängigkeit führen. Der Experte bestätigte, dass Cannabiskonum psychotische Störungen um 2,7 Jahre vorverlagern kann und sich das Risiko, an einer Psychose zu erkranken, verdoppelt. Gleichzeitig konsumieren psychotische Patienten im Vergleich zur Normalbevölkerung häufiger Cannabis. Das Risiko, eine Abhängigkeit zu entwickeln steigt mit dem Beginn des Konsums im frühen Erwachsenenalter (17 Prozent) und bei täglichem Konsum (25 bis 50 Prozent). Medizinischer Einsatz kritisch hinterfragt Prof.Wodarz fasste zusammen, dass es kaum Belege für eine nachgewiesene Wirksamkeit gibt. Aus medizinischer Sicht empfehlen sich eher medikamentöse Fertigpräparate statt der Blüten der Cannabnispflanze. Bei der Vielzahl der angebotenen medizinischen Blüten ist das ausgewogene Verhältnis zwischen den Bestandteilen CBD und THC entscheidend. Die Bezugsmöglichkeit von Cannabisblüten über Ärzte und Apotheken, unter dem „Vorwand“ psychischer Störungen, sah er kritisch. Er betonte den Schutz von jungen Menschen bis zum 21. - 23. Lebensjahr. Aus anderen Ländern ist die Zunahme von cannabisbezogenen Störungen nach einer Legalisierung bekannt.Weiterhin verlängere sich die Zeit bis zur Entwicklung eines Problembewusstseins, vergleichbar mit einem problematischen Alkoholkonsum. FreD-Projekt: Frühintervention für junge Konsumenten ImAnschluss stellte Sozialpädagogin Theresa Scheuerer das sogenannte FreD-Projekt vor. FreD steht für Frühintervention bei erstauffälligem Drogenkonsum und richtet sich vor allem an junge Menschen, die erstmals durch den Konsum illegaler Drogen aufgefallen sind. Ziel des Projekts ist es, frühzeitig über Risiken aufzuklären und einen bewussten Umgang mit dem eigenen Konsumverhalten zu fördern. Durch die Teillegalisierung von Cannabis im Rahmen des neuen Cannabisgesetztes (CanG) entfällt die rechtliche Zuweisung in den Trainingskurs von FreD. Gerade bei jungen Konsumenten ist Aufklärung wichtig. Möglich und hilfreich ist eine freiwillige Teilnahme am FreDKurs über die Beteiligung von Eltern, des Jugendamtes, verschiedener Jugendhilfeeinrichtungen und - wohngruppen oder auch der Polizei. Im Kurs wird über Wirkungen und Risiken verschiedener Substanzen und rechtliche Aspekte, beispielsweise im Hinblick auf den Führerschein, informiert. Es geht um Selbsteinschätzung, wie bedenklich oder unbedenklich das eigene Konsummuster ist oder wie der Konsum eingeschränkt oder beendet werden kann. Beratungsangebote und Hilfe vor Ort Infos zum Suchtarbeitskreis Regensburg: www.suchtinfo-oberpfalz.de Hilfe bieten die regionalen Suchtberatungsstellen: -Suchtberatungsstelle im Landratsamt Regensburg – Gesundheitsamt, Telefon: 0941 4009-769, E-Mail: sozialdienst@lra-regensburg.de -Caritas Fachambulanz für Suchtprobleme Regensburg, Telefon: 0941 630 827-0, E-Mail: suchtambulanz@caritas-regensburg.de -Drugstop Jugenddrogenberatungsstelle Regens- burg e. V., Telefon: 0941 5843032, E-Mail: basis@drugstop.org FACHVERANSTALTUNG VON PSYCHOSOZIALER ARBEITSGEMEINSCHAFT UND SUCHTARBEITSKREIS Cannabis und psychische Erkrankung – Nutzen oder Risiko?
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